Motis langer Weg zur Heilung
Am 11. November 2018 wurden wir zu einem schockierenden Fall von Tierquälerei gerufen. Ein Hund war von einem Mann mit einem Chukuri-Messer angegriffen worden. Dieses Messer ähnelt einer großen Machete.
Nichts konnte unsere Mitarbeiter auf den Anblick vorbereiten, der sie bei ihrer Ankunft erwartete. Eine Menschenmenge hatte sich um den Hund versammelt und wir sahen eine der schlimmsten Verletzungen, die je einem Hund zugefügt wurde. Über die gesamte Länge seines Körpers zog sich eine schreckliche, offene Wunde – und es war ein Wunder dass Moti nicht an Ort und Stelle gestorben war.
So fanden wir Moti vor.
Bei der Abholung wird Moti von KAT-Mitarbeitern vorsichtig behandelt.
Der Hund, den wir später Moti (oder Champ auf Englisch) nannten, war noch bei Bewusstsein aber durch die Schmerzen verängstigt und unter Schock. Oben ist KAT-Teammitglied Rabi Nagarkoti zu sehen wie er Moti tröstet und beruhigt, indem er ihm die Augen zuhält.
Am Tatort, der viel Aufmerksamkeit erregte, waren auch Mitarbeiter von 4care Nepal, einer privaten Veterinärorganisation, die von einem Bewohner aus der Nachbarschaft gerufen wurde.
Moti wird in unserer Ambulanz zum KAT Centre transportiert.
Moti wird vom KAT-Tierarzt Dr. Bidur Piya betreut.
Als Moti im KAT-Centre ankam, wurde er sofort sediert und von unseren Mitarbeitern betreut. So reduzierte sich sein Stress und die Notfalloperation konnte umgehend beginnen.
Moti wurde in den Operationssaal des KAT gebracht und für die Operation vorbereitet. Seine Wunden wurden wegen des starken Infektionsrisikos gründlich mit antiseptischer Flüssigkeit gereinigt und die große Stichwunde in seiner Haut wurde wieder zusammengenäht. Motis Wunde musste mit Hunderten von Stichen genäht werden und unser Tierarzt, Dr. Bidur Piya, wurde von unserem leitenden Tierarzthelfer, Ram Nagarkoti, dabei unterstützt. Die erste Phase des Heilungsprozesses konnte beginnen.
Trotz der Schwere seiner Verletzung hatte Moti weder Schäden an seinen inneren Organen noch einen hohen Blutverlust erlitten. Dadurch konnte das KAT Centre sein Leben retten.
Dr. Bidur Piya führte die Operation mit anderen KAT-Mitarbeitern durch.
Moti erholt sich nach der Operation
Der Täter
Von Anfang an gab es Gerüchte über den möglichen Täter in der Gemeinde. Die Leute wussten, wer für den Angriff verantwortlich war. Der Mann war in der Nachbarschaft für sein instabiles und unberechenbares Verhalten bekannt. Möglicherweise liegt eine ernsthafte psychische Erkrankung vor.
Es gab weiter Gerüchte, dass der Hund in irgendeiner Weise mit dem Mann verbunden war. Vielleicht misshandelte er Moti um ihn loszuwerden. Das ist leider kein unübliches Verhalten in Nepal. Es kommt immer wieder vor, dass Menschen Hunden auf ähnliche Weise verletzen, wenn sie diese aus ihrer Nachbarschaft vertreiben wollen.
Nach dem Angriff verließ der Verdächtige sein Haus und tauchte unter.
Tierschützer vor der Polizeistation
Am Morgen des 15. November, vier Tage nach dem Angriff, nahm eine Reihe von Tierschützern an einem Treffen mit Herrn KK Acharyaji, DSP der Polizeistation Singhdurbar, teil. Sie wollten Druck auf die Polizei ausüben. Die Verfolgung des Verdächtigen, der für den Angriff auf Moti verantwortlich war, sollte fortgesetzt werden. Dies ist ein ausgezeichnetes Beispiel für den Tierschutz in Nepal und ein Beispiel dafür dass Menschen, die zusammenarbeiten, das System verändern können. Es muss sichergestellt werden das Tierquäler vor Gericht zur Verantwortung gezogen werden.
Die Polizei stationierte Beamte vor dem Haus des Mannes und wartete auf seine Rückkehr. Sie setzte sich mit der Familie des Mannes in Verbindung, da bereits ein Haftbefehl auf ihn ausgestellt worden war. Die Familie bat den Mann inständig sich zu stellen.
Es dauerte schließlich bis zum 5. Dezember bis bestätigt wurde, dass der Mann in Haft genommen worden war und sich zu dem Angriff bekannt hatte. Zu diesem Zeitpunkt zeigte er Reue für seine grausame Tat. Seine psychische Erkrankung wurde für jeden, der ihn sah, offensichtlich. Trotz der schweren, grausamen Attacke wünschen wir ihm, dass er behandelt wird und von seiner Krankheit geheilt werden kann.
Die Rückkehr zur Gemeinde
Schließlich, nach fast einem Monat der Behandlung im KAT Centre, war Moti wieder gesund und konnte in seine Heimatgemeinde zurückgebracht werden. Die Einheimischen und seine Hundefreunde warteten schon auf ihn.
Zu diesem Zeitpunkt war Moti vielleicht zum berühmtesten Hund in ganz Kathmandu geworden. Seine Geschichte steht stellvertretend für das Leiden nepalesischer Straßenhunde und trug wesentlich dazu bei die Tierrechte und das Tierschutzgesetz in Nepal zu stärken.
Gesetze, die erst 2018 für Straßenhunde zur Anwendung kamen.
Wir danken von Herzen allen, die uns bei dieser Rettung und der folgenden Kampagne zur Suche nach Gerechtigkeit unterstützt haben!
Dawas langer Weg ins Glück
Anfang Oktober 2018, kurz vor dem großen nepalesischen Nationalfeiertag Tihar, erhielten wir von einer in Nepal lebenden Kanadierin die verzweifelte Nachricht, dass sie einen sterbenden Hund mit drei kranken Welpen auf der Straße gefunden habe. Sie berichtete, dass die Mutter nicht aß und eine offene und infizierte Wunde auf ihrem Rücken hatte, die nicht verheilt war.
Aufgrund des Feiertages Tihar, in dem fast alle Unternehmen und Organisationen in Kathmandu geschlossen sind, fehlte uns Personal. Dies erschwerte die Rettung sehr. Unser Ambulanzfahrer war in Urlaub und die Straße zum KAT-Zentrum wurde ab dem 7. Oktober wegen Reparaturen komplett gesperrt.
Sie wurden gefüttert, aber die Hündin war zu schwach um zu fressen.
Die Hundemami mit ihren drei Welpen
Zuerst hatte Lesley, die Kanadierin. einen lokalen Tierarzt beauftragt die Hündin mit Infusionslösung zu behandeln. Ihre Wunde war von Maden befallen und sie war sehr schwach und abgemagert. Aber die Behandlung kam zu spät und sie verstarb. Die Einheimischen berichteten, dass die Hündin insgesamt sieben Welpen zur Welt gebracht hatte. Bei ihrer Auffindung waren schon vier der Kleinen gestorben.
Einer der drei überlebenden Welpen wurde zunehmend schwächer und schied eine grüne Flüssigkeit aus. Trotz der schwierigen Umstände für das KAT Centre und der Tatsache, dass wir damals nur sehr wenig Platz hatten, nahmen wir alle drei in unsere Obhut.
Ein Welpe starb kurz nach der Aufnahme, ein zweiter litt an einer unbekannten Krankheit. Wir schickten sie zu Bluttests, die eindeutig auf Staupe, Hepatitis, Parainfluenza und Parvovirus (und zuletzt auch Tollwut) hinwiesen.
Die verbleibenden Welpen suchten alle Zuflucht in einem Haufen Müll.
Einer der zwei verbleibenden Welpen auf der Intensivstation mit IV-Infusion.
Trotz Konsultationen mit Dr. Sushil, einem anderen angesehenen nepalesischen Tierarzt, und der Arbeit unseres gesamten Teams sowie der Versorgung mit einem Notfall-IV-Tropf, ist auch dieser Welpe leider gestorben.
So waren von den ursprünglich sieben von der Mutter geborenen Welpen vier auf der Straße gestorben und zwei konnten trotz der besten, verfügbaren Behandlung nicht mehr gerettet werden – nur einer blieb übrig: Dawa.
Die Zeit verging und obwohl wir befürchteten dass auch Dawa nicht überleben würde, gewann sie weiter an Kraft und hielt durch. Die ganze Zeit über plante Lesley, die die Hunde ursprünglich gerettet hatte, Dawa zu adoptieren und sie nach Kanada zu bringen. Tatsächlich hatte Lesley bereits einen nepalesischen Straßenhund, den sie zuvor adoptiert hatte!
Aufgrund der langen Genesungsphase und der Unsicherheit, ob Dawa flugtauglich sein würde oder nicht, begann Dawa am 22. Dezember die Reise in ihr neues Zuhause. Dawa würde nach insgesamt 10 Wochen im KAT Centre pünktlich zu Weihnachten in ihrem neuen Zuhause ankommen!
Dawa im KAT Centre
Dawa in ihrer Transportbox
Der Flug nach Kanada mit Turkish Airlines erforderte einen Zwischenstopp in Istanbul. Die Flug mit Zwischenlandung dauerte insgesamt rund 40 Stunden. Trotz dieser strapaziösen Umstände kam Dawa sicher an und wurde von Lesley am Flughafen abgeholt. Von dort wurde Dawa für eine dringend benötigte Ruhepause in ihr neues Zuhause gebracht.
Dawas Geschichte zeigt das Leiden und die Verletzlichkeit von Straßenhunden in Nepal. Aber auch wie lohnend es ist, wenn wir einigen von ihnen helfen können. Auch wenn wir in diesem Fall nur einen Welpen aus dem Wurf retten konnten, so hat sich das Leben dieses Welpen komplett verändert. Dawas Schicksal zeigt auch das Potenzial für internationale Adoptionen, eine Aufgabe, bei der wir über umfangreiche Erfahrungen verfügen. Bitte kontaktieren Sie uns wenn Sie mehr über das Procedere erfahren möchten.
Dawa in Kanada, glücklich mit einem Kauknochen!
und mit ihrem neuen, besten Freund!
Der einzige Nachteil der Geschichte – Kanada kann ziemlich kalt werden!