Unter den vielen bunten und lebendigen religiösen Festen in Nepal gibt es eines, das uns besonders am Herzen liegt: Kukur Tihar. Das ganze Jahr über werden Hunde von der Mehrheit der Nepalesen mit Gleichgültigkeit oder Verachtung behandelt. Obwohl es auch Ausnahmen von dieser Regel gibt, nehmen Hunde in der nepalesischen Gesellschaft nicht die gleiche Stellung ein wie in den westlichen Ländern, wo sie als der beste Freund des Menschen gelten.

Für einen Tag im Jahr ändert sich das. Am zweiten Tag von Tihar (auch Diwali genannt, das Festival der Lichter) werden Hunde angebetet und im ganzen Land geehrt. Obwohl traditionell ein hinduistisches Festival, gibt es viele Überschneidungen mit den religiösen Festen Nepals, das ein sehr vielfältiges und multiethnisches Land ist. Alle feiern Tihar, auch Buddhisten und Christen.

Tihar ist etwas Besonderes, weil es die Bedeutung aller Lebewesen anerkennt und die Menschen mit Göttern und Tieren verbindet. Im KAT-Zentrum schätzen wir diese Philosophie, die den Menschen als Teil einer Welt sieht, die gleichermaßen mit Tieren geteilt wird – wir sehen unsere Position nicht als Meister, sondern als Freunde und Gleichgestellte. Es ist diese Philosophie, die Kathmandu zu einem freundlicheren Ort für Tiere macht.

Kukur Tihar wird während des Erscheinen des Neumondes im Monat Kartik gefeiert, dem siebten Monat des Vikram Samvat, dem nepalesischen Kalender. Infolgedessen fällt es jedes Jahr auf einen anderen Termin. Im Jahr 2018 war dies der 6. November und im Jahr 2019 wurde am 26. Oktober gefeiert.

Den Hunden wird für ihre Loyalität und ihren Dienst als Beschützer und für die weiteren Aufgaben, die sie für Menschen verrichten, gedankt. Auch die  Frühwarnung vor Naturkatastrophen, wie Erdbeben, ist ein wichtiger Aspekt in Nepal. Ferner wird angenommen dass ein Mensch, der Respekt vor Hunden zeigt, mit guter Gesundheit und Wohlstand belohnt wird. Hunde haben in der hinduistischen Mythologie eine große Bedeutung und Wert für die Götter.

Während der Feier werden Hunde auf drei Arten geehrt.

Zuerst werden Blumengirlanden vorbereitet, die die Hunde umgelegt bekommen.

In der Regel handelt es sich um Ringelblumen mit ihrer charakteristischen, leuchtend orangen Farbe. In den letzten Jahren haben sich auch mehrfarbige Girlanden aus künstlichen Blumen durchgesetzt, die den traditionellen Look variieren.

Die Tika ist der Farbpunkt, der auf die Stirn aufgetragen wird und in ganz Indien und Nepal als das prägende Symbol des Hinduismus bekannt ist. Seine Verwendung und Bedeutung für den Menschen ist weit verbreitet, aber er wird normalerweise nicht bei Tieren verwendet, obwohl er gelegentlich auch bei Kühen eingesetzt wird – dem heiligsten Tier der Region.

Auf Hindi ist es bekannt als Bindi und im Sanskrit als Bindu. Tika ist das nepalesische Wort.

Die Stirn wird als einer der Chakren oder Brennpunkte des Körpers angesehen, durch die man Göttlichkeit erfahren und sich mit der geistigen Welt verbinden kann. Die Tika selbst stellt einen Punkt der Einheit und Schöpfung dar, etwas Reines und Göttliches, das den menschlichen Geist für den Kosmos öffnet.

Obwohl der Farbpunkt normalerweise rot ist, können bei besonderen Anlässen auch andere Farben verwendet werden.

Schließlich werden den Hunden köstliches Futter und Spezialitäten angeboten, die sie normalerweise nie zu essen bekommen würden.

Einige Leute kaufen Leckereien speziell für diesen Anlass. So wie in westlichen Ländern manchmal Haustiere zur Weihnachtszeit beschenkt werden.